Dienstag, 16. September 2008

West Coast Trail

Vancouver Island
05. - 11. September

Wir packten unsere Rucksaecke und los ging das Abenteuer. Wir schauten noch kurz beim Starthaus vorbei und wogen unser Gepaeck: 15 und 28 Kilogramm!
Der Trail fuehrt ueber fast 80 Kilometer durch unbewohnte Wildnis entlang der ausgesetzten Westkueste Canadas. Urspruenglich wurde der Trail vor hundert Jahren fuer Schiffbruechige angelegt damit sie lebend rauskamen.
Wir wanderten durch den angenehm kuehlen Nebel im Regenwald und sahen uns schon bald vor den ersten Problemen. Da es drei Wochen lang geregnet hat, war der Weg vergleichbar mit einer endlosen Sumpflandschaft. Und da im Fruehjahr ein boeser Sturm die Kueste traf, kletterten wir zum Teil mehr als wir liefen. Dabei sagen alle der noerdliche Teil sei der einfachste. Des weiteren waren ploetzlich Spuren eines Pumas auf dem Trail. Aber hallo!
Doch wir liessen uns von nichts aufhalten und schleppten unser Gewicht sicher ans Tagesziel, ein Sandstrand der verlassener nicht sein koennte. Kein einziges Zelt war da und zur Feier des Tages drueckte die Sonne den Nebel zurueck aufs Meer.
Wir packten unsere Buecher aus und legten die Baeuche in die Sonne. Urlaub pur.
Da das Licht den Rhytmus bestimmt, waren wir am fruehen Morgen schon wieder unterwegs. Die Wanderung fuehrte nun abwechselnd dem Meer entlang und im Wald durch den Sumpf. Der Trail ist mit nichts in der Schweiz vergleichbar. So viel Schlamm gibts bei uns wohl gar nicht. Wir versuchten trotzdem jedes Dreckloch zu umgehen, was extrem muehsam und zeitaufwaendig war. Das erste mal in meinem Leben sah ich den Sinn von Wanderstoecken. Britta fand einen Holzstock und ich las eine gebrochen Fischerrute zusammen. Damit balancierte es sich besser und wir konnten im Schlamm nach Holz oder Steinen zum draufstehen suchen. Doch da wir unsere Tagesetappe recht kurz ausgewaehlt hatten waren wir schon am fruehen Nachmittag auf dem naechsten Camping direkt bei einem Wasserfall. Ich liess es mir nicht nehmen und goennte mir eine ziemlich kuehle Nudistendusche. Und als ich wieder rauskomme, wer steht winkend vor mir? Barbara und Dave, die unser Auto wieder an unser Zielort fahren werden.
Der dritte Tag sollte mit 17 Kilometern klar der laengste werden. Dazwischen hat es kein Trinkwasser also mussten wir durch. Doch schon sehr bald riecht es nach Rotwein. Oh schreck, die 3-Liter Rotweinplastiktuete leckte! Wir konnten den Schaden beheben, beschlossen aber den restlichen Wein am Abend zu vernichten, 2 Liter! Wers glaubt oder nicht, wir schafften es nicht und ich trug am vierten Tag immer noch Wein mit. Doch der Rucksack war nach dieser Nacht doch einiges leichter. Und die Buecher verloren auch mit jeder gelesenen Zeile an Gewicht.
Unterwegs trafen wir zwei deutsche Paerchen welche die gleichen Tagesziele hatten wie wir. So hatten wir wenigstens noch etwas andere Gesellschaft. Denn die Baeren zeigten nur Fussabdruecke und Kothaufen.
Das Wetter bestimmte unsere Geschwindigkeit. Die Vorhersage war fuer diese verregnete Kueste so gut, dass wir keine Eile verspuerten. Wir bewanderten lange, sandige und felsige Kuestenstreifen, sahen viele, viele Grauwale, kaempften uns muehsam durch den Busch, wateten durch knietiefe Baeche, ueberquerten hohe Haengebruecken, kletterten ueber endlose Leitern in Schluchten und wieder hinauf. Und immer waren wir frueh am Nachmittag am Ziel und waren jeden Tag beeindruckt von den traumhaften Straenden. Wir bestaunten tiefrote Sonnenuntergaenge, beobachteten vom Lagerfeuer den klaren Sternenhimmel und den wandernden Mond und schliefen berieselt vom nie endenden Wellengang tief und fest in unserem neuen Zelt.
Doch nach sieben Tagen waren wir gluecklich wieder einmal eine Strasse und unser Auto zu sehen. Wir erfuellten uns einen weiteren Traum auf unserer Reise. Dass die Wanderung bei sieben Tage Sonnenschein stattfinden kann, haette aber an dieser Kueste wohl niemand unterschrieben. Die Natur war mit uns. Wir goennten uns zur Kroenung einen saftigen Burger, ein kuehles Bier und einen Stuhl!

1 Kommentar:

skihaserl hat gesagt…

Hallo ihr zwei. Kommt ihr auch eigentlich wieder mal heim? Der Schnee ist schon da.....
LG Martina