Montag, 26. Mai 2008

Vom Regen in die Wueste

San Pedro de Atacama


Eigentlich hab ich gar nicht richtig Bock zum Schreiben, denn bei uns lief so einiges schief.
Nachdem wir in Patagonien dem Wetter und sehr aktiven Vulkan entfliehen mussten, sind wir per Bus nach Villarica in Chile gefahren. Hier hat es geregnet!
Stellt euch vor, ihr seid Tourist und kommt anfang Mai nach Davos. Es ist kalt, trueb und regnerisch und alles ist geschlossen.
Zum Glueck hat es in der Umgebung viele heisse Quellen und wir wollten eine aufsuchen. Dummerweise geht das nur per Mietauto. Wir suchten uns einen Verleih. Alle im Urlaub! Wir setzten uns in ein ungemuetliches Kaffee wo uns sein Besitzer fast reingezwungen hatte und uns mit seiner selbstgemachten Schokolade zum Verweilen brachte. Bevor wir unsere missliche Lage schildern konnte, erzaehlte er uns von den Quellen und das wir sein Auto haben koennten. Das Angebot war so verlockend. Ohne ein Depot oder eine Versicherung schnappten wir den Pickup und tuckerten zu den Quellen. Die Auswahl war riesig doch wir erwischten wohl die schoenste.
In einer engen Schlucht im dicken Regenwald war ein endlos langer Holzsteg angelegt der zu siebzehn verschieden warmen Pools fuehrte. Wir hatten jedes einzelne Becken fuer uns alleine und konnten den Regen fuer einmal geniessen. Es war traumhaft.
Da der Wetterbericht keine Veraenderung ansagte, fuhren wir halt wieder per Bus weiter nach Santiago. Da hats schon eine Ewigkeit nicht mehr geregnet. Ja, ihr wisst schon was kommt. Es regnete! Keiner wusste so richtig wieso. Naja, wir beluden unser Rad und fuhren quer durch die Grossstadt in ein Hostal eines Luzerners. Da war es so richtig gemuetlich und der zauberte auch ein tolles Fruehstueck auf den Tisch.
Santiago ist halt auch nur eine Stadt und bei Regen nicht besonders spannend. Wir wollten bald moeglichst ueber den Pass nach Mendoza. Aber das ging nicht. Der Pass war auf unbestimmte Zeit gesperrt wegen ein bisschen Schnee!
Alternativen suchen: Fliegen? Geht nicht mit dem Fahrrad. Kurzuraub auf die Osterinseln? Ueber 1000 Franken ohne Uebernachtung. Eine Woche Beach? Fruehestens in einer Woche.
Halleluja... Wir hatten die Schnauze gestrichen voll. Wir wollten einfach nur Sonne und Waerme.
Es gab nur noch eine Moeglichkeit: Wir kauften ein weiteres Busticket und fuhren 24 weitere Stunden nordwaerts nach San Pedro de Atacama in die Wueste. Und ob ihrs glaubt oder nicht, es ist fast 30 Grad und der Himmel ist jeden Tag einfach nur blau. Judihui, wir habens geschafft!!!
Seit fuenf Tagen sind wir jetzt in dieser kleinen Oase und machten verschiedenste Ausfluege in die nahegelegenen Schluchten per Velo. Die Landschaft ist irrsinnig schoen und sehr abwechslungsreich. Am Tag ist es heiss und in der Nacht recht kuehl. Die Restaurants haben alle offene Feuer und so lassen sich auch die Abende sehr gut geniessen.
Doch ihr muesst gar nicht meinen es sei jetzt alles im Butter. Wir planten unsere Weiterreise fuer heute Montag. Wir wollten per Shuttle auf den 4833 Meter hohen Paso Jama und von dort per Rad nach Salta in Argentinien. Wir haben uns super an die Hoehe gewoehnt und alles vorbereitet. Jetzt kommts. Britta hat gestern irgendwas Falsches erwischt und lief letzte Nacht einen Marathon zwischen Bett und Toilette. Es liegt sie kreideweiss im Bett und schluerft Tee!
Aber sonst gehts uns super. Wir sind jeden Tag beisammen, ausser auf der Toilette und haben uns immer noch ganz fest lieb. Und ich sag euch eins: Wir kommen irgendwann heim und koennen von einem super abwechslungsreichen Sommer erzaehlen. Nur eins ist sicher: Von Suedamerika hab ich schon bald einmal genug Abenteuer!

Freitag, 16. Mai 2008

7 Seen Route

Bariloche - San Martin


Hallo zusammen und weiter gehts
Wir fuhren am 13.05 in Bariloche los. Gemuetlich radelten wir dem See von Bariloche entlang, alles auf Asphalt und ohne definiertes Tagesziel. An einem herrlichen Strand stellten wir schon frueh am Nachmittag unser Zelt auf und genossen die Einsamkeit. Britta sass in der Sonne am Lesen und ich machte Bachverbauungen bis mir die Haende einfroren. Von einem grossen Lagerfeuer gewaermt, verbrachten wir einen friedlichen Abend.
Am Morgen roch es nach Regen. Wir fuhren auf nasser Strasse los und kamen noch trocken bis nach Villa la Angostura. Wir entschieden nicht mehr weiterzufahren um dem Regen so auszuweichen und ein trockenes Bett zu haben.
Als es hell werden sollte pisste es so richtig. Naja, ab aufs Rad und los gehts. Nach 10 km war fertig mit Asphalt und wir fuhren in den Dschungel rein. Die Strasse war gesaeumt von hohen Baeumen und undurchdringlichem Farn. Alle paar Meter lag ein neuer See vor uns. Wir waren wortwoertlich im Regenwald.
Die Temperatur liess ein Anhalten nicht zu und bei jeder Abfahrt kuehlten unsere Koerper sofort aus. Der Untergrund wurde immer schmieriger und wir mussten uns die Ideallinie im tiefen Sand suchen. In einer Abfahrt blieben wir mitten auf der Strasse stecken. Es war nicht wirklich einfach zum Fahren.
Nach langen Kilometern erreichten wir endlich das Hostel: Wegen ZU GESCHLOSSEN! Britta war voellig durchnaesst. Wir setzen uns auf die Saettel und strampelten zum naechsten Hostel. DAS GLEICHE! Jetzt kamen wir an unsere Grenzen. Was tun? Das naechste Hostel war 20 km entfernt und in dieser Naesse ein Zelt aufstellen macht keinen Spass. Und warm wuerde uns auch im Schlafsack kaum mehr werden.
Na gut, dann halt mal das Auto anhalten das gerade kommt. "Hallo zusammen. Hab euch schon am Morgen gekreuzt. Wollt ihr mitfahren?" Das Tandem war sehr schnell auf dem Pickup verladen und wir setzten uns so nass und dreckig wie wir waren ins Auto. Alles wird gut...
Unterwegs musste unser Retter einen Abstecher in ein Kaff machen um kurz einem Freund hallo zu sagen. Er hielt vor einem wunderschoenen Kanadischen Rundholzhaus an und der Besitzer holte uns gleich in die Kueche. Hier bekamen wir die Herzlichkeit der Argentinier so richtig zu spueren. Mama begruesste uns mit einem Kuss auf die Wange und alle schuettelten freudig Haende. Es war als ob wir die Leute schon lange nicht mehr gesehen haetten.
Sofort boten sie mir den Mate an. Das ist das Argentinische Nationalgetraenk. In einem kleinen Topf ist viel getrockneter Tee der immer wieder mit heissem Wasser uebergossen wird. Mit einem Metallroehrchen saugt man das Gebraeu dann raus. Schmeckt leicht bitter und ist ganz schwach berauschend.
Britta musste auch noch mittrinken und dann bestaunten sie unser komisches Velo welches senkrecht nach oben aufs Auto gebunden war.
Wir fuhren etwas wehmuetig weiter. Dieser Ort waere super schoen gewesen um einige Tage zu bleiben. Aber wir konnten nicht einfach so fragen.
Die restlichen Kilometer bis San Martin de los Andes schauten wir aus dem trockenen Auto die traumhaft schoene Natur an. 2 Monate hatte es nicht mehr geregnet. Aber jetzt, genau jetzt wollte es nicht mehr aufhoeren.
Der Wetterbericht hat fuer die naechsten Tage nur eine wesentliche Veraenderung: Der Regen soll zu Schnee werden! Wir werden darum morgen in den Bus sitzen und gemuetlich nach Chile rueberfahren, weil unsere Variante mit dem Boot auch hier nicht funktioniert. Das ist Nebensaison.
Also bis bald aus dem aktiven Vulkanland Chile.

Montag, 12. Mai 2008

Ruta 40

Ruta 40 - El Chalten - Bariloche

Achtung, haltet euch fest. Alles ist wieder anders...
Am Montag, den 05. Mai sind wir tatsaechlich auf unser Tandem gesessen und fuhren los bei plus 1 Grad!
Schon nach wenigen Kilometern schlossen wir zu einer Japanischen Familie mit ihrer ca. vierzehnjaehrigen Tochter auf. Die kamen von Ushuaia und nahmen gerade die Ruta 40 in Angriff. Wir fuhren weiter und blieben in Gedanken bei den Japanern. Die waren so viel schlechter ausgeruestet als wir und wollten da hoch. Am Abzweiger assen wir Etwas und entschieden uns fuer die Ruta 40!
Also doch diese beruechtigte Schotterstrasse hinauf. Doch schon auf den ersten Metern drueckte uns der Wind beinahe in den Strassengraben. Reden war sowieso nicht mehr moeglich, man hoerte sein eigenes Wort kaum mehr und die Luft blieb auch gleich weg. Wir kaempften uns 4 Stunden durch den Wind, erwischten noch ein kurzes Gewitter und einmal trieb uns eine Boee tatsaechlich in den Strassengraben!
In einer geschuetzten Mulde stellten wir unser Zelt auf und kochten in den Schlafsaecken. Um sechs wars dunkel und wir legten uns schon sehr bald hin.
Schon um sieben standen wir auf. Wasser hatten wir keines mehr, alles war eingefroren. Wir packten im dunkeln alles ein und setzten uns aufs Velo. Das Anfahren ist das Schlimmste. Der Koerper ist noch voellig unterkuehlt und die Haende und Fuesse werden einfach nicht warm. Erst gegen elf kam die Sonne heraus und waermte uns endlich.
Da standen vor uns zwei Velofahrer und quatschten uns auf Schweizerdeutsch an: "Wir haben im Hostel von Euch gehoert!" Auf dieser Strasse wissen sofort alle voneinader Bescheid. Unsere schon vom Wind stark in Mitleidenschaft gezogene Schweizerfahne hat uns verraten.
Nach kurzem Schwatz haengten wir uns wieder in den Wind und kaempften weiter. Nachmittags um vier machte die Strasse einen guenstigen Knick und wir hatten Rueckenwind von der Seite! Mit viel Fahrtwind spulten wir in zweieinhalb Stunden ueber 50 Kilometer ab und erreichten das einzige Hostel auf der ganzen Strecke.
Wir mussten nicht mal drueber reden, beide wussten, dass die Fortsetzung dieses Abenteuers keinen Sinn machte. Wir waren zu wenig fit, und auch nicht motiviert die naechsten 14 Tage auf tiefem Schotter gegen den Wind zu kaempfen.
Doch wie weg von diesem Kaff? Der Bus sollte am naechsten Tag um elf fahren. Wir fuhren zur Haltestelle und erfuhren dass der nur im Sommer kommt. Zurueck ins Dorf zur Polizei. Die telefonierte eine Stunde rum und teilte uns mit, dass Nachts um eins der Bus kommt.
Wir blieben als bis Mitternacht im Hostel und setzten uns dann wieder an die Strasse. Um 3 gaben wir das Unterfangen durchgefroren auf und gingen wieder ins Hostel zurueck. Irgendwie verarschten uns alle. Wir kamen einfach nicht weg aus diesem beschissenen Kaff wo es ausser Wind und streunenden Hunden nichts gab!
Wir gingen wieder zur Polizei und die waren nicht mal erstaunt uns wiederzusehen. Wir draengten so lange bis der Juenste sich bereit erklaerte, uns mit seinem kleinen Fiat ins 130 km entfernte El Chalten zu bringen, ohne die Erlaubnis von seinem Chef.
Wir holten all user Material, was nicht gerade wenig ist, und ueberfuellten die kleine Kiste. Er musste sogar das Reserverad rausnehmen, dass ich das zerlegte Tandem halbwegs in den Kofferraum brachte. Uebegluecklich verliessen wir dieses Kaff.
In El Chalten hatten wir Glueck. Der Bus nach Bariloche fur zweimal die Woche. Am selben Abend noch war der naechste Termin. So konnten wir uns den ganzen Tag um die Ohren schlagen. Bis um Mitternacht hatten wir zwei Flaschen Malbec intus und setzten uns relaxt in den Bus.
Dies war fuer die naechsten 34 Stunden unser Zuhause. Der Bus war sehr komfortabel und halb leer. Wir holperten die ganze Nacht und den halben Tag die Ruta 40 hinauf und konnten die Strasse genaustens pruefen: Wir haetten das nie gepackt! Neben allen Strapazen waere da noch die Eintoenigkeit dazugekommen. 1000 Kilometer flach, braun, sandig. Einfach langweilig.
Wir sind in Bariloche! Winter pur? Vergesst es. Wir haben die kurzen Hosen montiert und flanieren durch die Strassen. Wir haben super Wetter. Anstelle von Schnee ist hier aber alles etwas grau. Der Vulkan in Chile legt seine Asche hier ab und mann kann nirgendwo hinsitzen ohne dreckig zu werden. Aber die Natur ist der absolute Hammer! Ueberall in den Huegeln liegen glasklare Seen umgeben von dichten Waeldern. Wir haben etwas Abseits ein grosses Bungalow mit eigener Kueche. Hier lecken wir unsere Wunden und fuehlen uns ein wenig Zuhause. Es tut gut nichts zu tun, auch wenn es manchmal schwierig ist!

Sonntag, 4. Mai 2008

Torres del Paine

Ushuaia - Puerto Natales
Torres del Paine - Nationalpark

Hallo zusammen
Eine weitere Woche ist um und es gibt viel zu erzaehlen!
Wir haben in Ushuaia einen kleinen Kombi gemietet. Unser zerlegtes Fahrrad passte genau rein. Der Wagen war top, sogar Spikes waren an den Raedern dran, und die hatten wir sofort noetig.
Kurz nach Aufbruch herrschte schon das perfekte Chaos auf der Strasse. Alle waren am Rutschen oder Ketten montieren. Wir fuhren locker an allen vorbei. Spaeter, als der Schnee weg war, holten sie uns alle wieder ein!
Unser Ziel war der Torres del Paine Nationalpark. Wir fanden ihn, stellten das Auto weg, packten Zelt und Schlafsack und besuchten diesen Touristenpunkt zu Fuss.
Am ersten Tag ueberquerten wir per Boot einen sehr welligen See und wanderten danach zum Glaciar Grey. Unsere Koerperhaltung war doch sehr speziell nach vorne gerichtet. Der enorm starke Wind liess kein aufrechtes Laufen zu.
Ziemlich platt erreichten wir einen wunderbaren Camping direkt am See. Die Lagune war windgeschuetzt und noch besser, wir waren alleine! Die Tourisaison war komplett vorbei. Der Camping war auch nicht mehr bewirtschaftet.
Vor uns schwamm ein riesiger blauer Eisberg vorbei, dahinter glitzerte in der untergehenden Sonne der Gletscher. Wir waren im Urlaub angekommen. Genau diese Ruhe, die Natur, das haben wir gesucht.
Am naechsten Tag gingen wirs ruhig an um nicht vorhandene Kraefte zu schonen. Der Wanderweg war enorm gut unterhalten und wir stellten uns oft vor, wie es mit dem Bike in diesen fluessigen Trails nur so krachen wuerde.
Der zweite Campingplatz lag kein bisschen schlechter als der erste. Wir konnten in den Felsen am Bach ein Feuer entzuenden und die imposante Bergkulisse um uns herum bestaunen. Der hoechste Berg war komplett weiss. Die ganzen Felsen wurden beim letzten Niederschlag wie eingefroren. Und darunter tuermten sich riesige Gletscher an den Waenden auf und brachen senkrecht ab.
Aus gesundheitlichen Gruenden (Britta hatte Blasen an den Fusssohlen) wanderten wir am dritten Tag direkt an unser Endziel und liessen das letzte Tal mit den grossen Felstuermen aus. Zum Glueck. Am Morgen danach haengten dicke Wolken in den Bergen und man sah nichts von den Bergen.
Wir packten unser Mietauto und fuhren weiter nach El Calafate. Hier soll einer der maechtigsten Gletscher der Welt wohnen.
Es ist so. Der Gletscher ist lang, breit und dick und waechst taeglich bis zu zwei Meter! Er drueckt sich durch einen See hindurch und auf der andern Seite auf eine Insel auf der wir ihn betrachten konnten. Dadurch trennt er den See. Alle paar Jahre, wenn der Wasserdruck zu gross wird, bricht das Wasser den Gletscher auf und fliesst wieder ab. Dann beginnt das Spiel wieder von Neuem.
Wir schauten beeindruckt auf den Gletscher runter und beobachteten auch kleinere Eisabbrueche.
So. Jetzt noch ganz kurz zu unserem eigentlichen Ziel:
Morgen Montag steigen wir endlich auf unser Tandem. Wir haben alles zusammengebaut und alles laeuft einwandfrei. Wir fahren aber nicht nach Norden, sondern zurueck in den Sueden. Die eine Passage nach Chile ist leider schon geschlossen und die Ruta 40 ist definitiv zu happig fuer uns.
Also fahren wir runter nach Puerto Natales. So koennen wir uns mal auf das Fahhrad und die Strassen einstimmen. In Puerto Natales fahren wir mit der Faehre hinauf nach Puerto Montt. Das ist sowas wie eine kleine Kreuzfahrt. Und dann gehts endgueltig los mit pedalen.